Von der Höl Sibylle Cumane. / Hic est Introitus Antri Sibylle Gumane / Lacus Agnianus piscibus

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Artikel ID EUI5040

Titel

Von der Höl Sibylle Cumane. / Hic est Introitus Antri Sibylle Gumane / Lacus Agnianus piscibus

Beschreibung

Zwei Ansichten aus der Vogelschauperspektive auf einem Blatt, mit Titeln, Index und einem dekorativen Rahmen. Die obere Ansicht zeigt die Grotte der kumäischen Sibylle mit dem Kartographen Abraham Ortelius den Kupferstecher George Hoefnagel, die sich über die Szene unterhalten. Laut der Inschrift bezweifeln sie, dass der Averno-See der angebliche Eingang zum Hades in Vergils Aeneis war. Die untere Ansicht zeigt die Höhle der Hunde, die wegen der giftigen Schwefeldämpfe, die von ihr ausgingen, so genannt wurde. Rückseite mit deutschem Text.

Zeit

ca. 1545

Stecher

Hoefnagel Georg (1542-1600)

Georg Hoefnagel (1542-1600) war ein flämischer Miniaturenmaler und Illuminator bzw. Buchmaler. Er ist bekannt für seine Illustrationen von naturkundlichen Themen, topografischen Ansichten, Illuminationen und mythologischen Werken. Er war einer der letzten Manuskript-Illuminatoren und leistete einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der topographischen Zeichnung. Während seiner Reisen in Europa fertigte Hoefnagels viele Landschaftszeichnungen an. Diese dienten später als Vorlage für Stiche für Ortelius' Theatrum orbis terrarum (1570) und Brauns Civitates orbis terrarum (Köln, 1572–1618). Der Civitates orbis terrarum war mit seinen sechs Bänden der umfangreichste Atlas seiner Zeit. Hoefnagel arbeitete mit Unterbrechungen sein ganzes Leben lang an den Civitates und fungierte möglicherweise als Agent für das Projekt, indem er Ansichten bei anderen Künstlern in Auftrag gab. Außerdem fertigte er mehr als 60 Illustrationen selbst an, darunter verschiedene Ansichten in Bayern, Italien und Böhmen. Er belebte die fertigen Stiche mit manieristischem Sinn für Fantasie und Witz, indem er dramatische Perspektiven und ornamentale Kartuschen verwendete. Durch die topographische Genauigkeit läutete er die realistische Tendenz in der niederländischen Landschaftskunst des 17. Jahrhunderts ein. Sein Sohn Jacob überarbeitete 1617 Entwürfe seines Vaters für den sechsten Band der Civitates, der 1618 in Köln veröffentlicht wurde. Band 6 enthält eine homogene Reihe von Bildern von Städten in Mitteleuropa (in Österreich, Böhmen, Mähren, Ungarn und Siebenbürgen), die in ihrer Grafik sehr einheitlich sind. Die Ansichten sind perspektivisch und nur in wenigen Fällen isometrisch und zeichnen sich durch die Genauigkeit der Angaben, das besondere Augenmerk auf die getreue Darstellung des Territoriums, der Landschaft, der Straßenverhältnisse und die Beobachtungsgabe und Raffinesse der Interpretation aus. Ein topographisches Meisterwerk ist auch die Miniatur einer „Ansicht von Sevilla“ mit reicher Umrahmung in der königlichen Bibliothek zu Brüssel. Auch für Georg Brauns Städteansichten und Abraham Ortelius' Welttheater war Hoefnagel maßgeblich als Illustrator tätig.

Historische Beschreibung

Eine Sibylle ist dem Mythos nach eine Prophetin, die im Gegensatz zu anderen göttlich inspirierten Sehern ursprünglich unaufgefordert die Zukunft weissagt. Wie bei vielen anderen Orakeln ergeht die Vorhersage meistens doppeldeutig, teilweise wohl auch in Form eines Rätsels. Die Grotte der Sibylle ist ein unterirdische Tunnelsysteme im Berg von Cumae: Römische crypta und wird die „Grotte der Sibylle“ genannt. In der antiken Mythologie existiert eine Reihe von Sibyllen, aber die Bedeutung, die die Sibylle von Cumae in römischen Legenden spielt, machten sie zur bekanntesten. Die Sibylle von Cumae oder Cumäische Sibylle ist eine der zehn von Varro genannten Sibyllen. Sie war der Überlieferung nach eine aus Babylon stammende Priesterin, die im 6. Jahrhundert v. Chr. dem Orakel von Cumae in der Nähe von Neapel vorsaß. Ihr Name war Amaltheia. Unter anderem wird die Sibylle von Cumae erwähnt in den Werken Vergils und Petrons und bei Maurus Servius Honoratius als Deiphobe. Die Priesterin besaß neun Bücher mit Prophezeiungen, die sog. Sibyllinischen Bücher, die sie dem römischen König Tarquinius Superbus zum Kauf anbot. Als der König dies wegen des geforderten horrenden Preises ablehnte, verbrannte sie drei der Bücher und bot den Rest zum gleichen Preis erneut an. Tarquinius lehnte abermals ab, sie verbrannte drei weitere Bücher und wiederholte ihr Angebot. Jetzt lenkte Tarquinius ein, erwarb die letzten drei Bücher zum vollen Preis und brachte sie anschließend in einem Gewölbe des Jupitertempels auf dem Kapitol unter. Die Geschichte wird erwähnt in Varros verlorenen Büchern. Ovid überliefert in seinen Metamorphosen auch einen Verwandlungsmythos über die Sibylle von Cumae. Als Aeneas sie einst in ihrer Höhle aufsuchte, erzählte sie ihm, dass sie sich dem Gott Apollo verweigert, dieser ihr aber einen Wunsch freigestellt habe. Sie wünschte sich so viele Lebensjahre, wie Staubkörner in einem Häufchen Sand waren, vergaß aber, sich dazu ebenso lange dauernde Jugendlichkeit zu wünschen. Damit hatte der Gott aber wohl gerechnet denn er bot ihr an, auch dafür zu sorgen, wenn sie ihm zu Willen sei. Sie weigerte sich aber wieder, wurde nun immer älter und klagte, vom Alter gezeichnet, sie lebe schon siebenhundert Jahre, habe noch dreihundert vor sich und werde, allen unkenntlich geworden, nur noch als Stimme vorhanden sein. In der Kunst erscheint die Sibylle von Cumae auf dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo, im Chorgestühl des Ulmer Münsters, in der Capella Nuova im Dom von Orvieto, auf dem Genter Altar und in einem Mosaik des Doms von Siena.

Erscheinungsort Antwerpen
Größe (cm)32,5 x 47 cm
ZustandBruchstellen teilweise am alten Kolorit fachmännisch restauriert
Koloritaltkoloriert
TechnikKupferstich

Nachdruck:

72.00 €

( Ein Nachdruck kann auf Anfrage individuell bestellt werden. )