Eine Sibylle ist dem Mythos nach eine Prophetin, die im Gegensatz zu anderen göttlich inspirierten Sehern ursprünglich unaufgefordert die Zukunft weissagt. Wie bei vielen anderen Orakeln ergeht die Vorhersage meistens doppeldeutig, teilweise wohl auch in Form eines Rätsels. Die Grotte der Sibylle ist ein unterirdische Tunnelsysteme im Berg von Cumae: Römische crypta und wird die „Grotte der Sibylle“ genannt. In der antiken Mythologie existiert eine Reihe von Sibyllen, aber die Bedeutung, die die Sibylle von Cumae in römischen Legenden spielt, machten sie zur bekanntesten. Die Sibylle von Cumae oder Cumäische Sibylle ist eine der zehn von Varro genannten Sibyllen. Sie war der Überlieferung nach eine aus Babylon stammende Priesterin, die im 6. Jahrhundert v. Chr. dem Orakel von Cumae in der Nähe von Neapel vorsaß. Ihr Name war Amaltheia. Unter anderem wird die Sibylle von Cumae erwähnt in den Werken Vergils und Petrons und bei Maurus Servius Honoratius als Deiphobe. Die Priesterin besaß neun Bücher mit Prophezeiungen, die sog. Sibyllinischen Bücher, die sie dem römischen König Tarquinius Superbus zum Kauf anbot. Als der König dies wegen des geforderten horrenden Preises ablehnte, verbrannte sie drei der Bücher und bot den Rest zum gleichen Preis erneut an. Tarquinius lehnte abermals ab, sie verbrannte drei weitere Bücher und wiederholte ihr Angebot. Jetzt lenkte Tarquinius ein, erwarb die letzten drei Bücher zum vollen Preis und brachte sie anschließend in einem Gewölbe des Jupitertempels auf dem Kapitol unter. Die Geschichte wird erwähnt in Varros verlorenen Büchern. Ovid überliefert in seinen Metamorphosen auch einen Verwandlungsmythos über die Sibylle von Cumae. Als Aeneas sie einst in ihrer Höhle aufsuchte, erzählte sie ihm, dass sie sich dem Gott Apollo verweigert, dieser ihr aber einen Wunsch freigestellt habe. Sie wünschte sich so viele Lebensjahre, wie Staubkörner in einem Häufchen Sand waren, vergaß aber, sich dazu ebenso lange dauernde Jugendlichkeit zu wünschen. Damit hatte der Gott aber wohl gerechnet denn er bot ihr an, auch dafür zu sorgen, wenn sie ihm zu Willen sei. Sie weigerte sich aber wieder, wurde nun immer älter und klagte, vom Alter gezeichnet, sie lebe schon siebenhundert Jahre, habe noch dreihundert vor sich und werde, allen unkenntlich geworden, nur noch als Stimme vorhanden sein. In der Kunst erscheint die Sibylle von Cumae auf dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo, im Chorgestühl des Ulmer Münsters, in der Capella Nuova im Dom von Orvieto, auf dem Genter Altar und in einem Mosaik des Doms von Siena.
Adina Sommer
Antike und zeitgenössische Kunst
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